Geschichte
“Torre del Mar, ein ehemaliges Fischerdorf” liest man immer wieder. Das Bild aus den 60ern zeigt, das dies richtig ist. Aber auch das Zuckerrohr bot vielen Torreños Arbeit und Brot.
Doch Torres Geschichte ist damit nicht erschöpfend dargestellt. Von grauer Vorzeit bis ins frühe Mittelalter hatte Torre auch überregionale Bedeutung
Die gesamte Axarquía -dieser Name stammt vom arabischen Wort „as Sarquiyya“ und bedeutet „im Osten“- blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück, die um das 7. Jh. v. Chr. mit den ersten phönizischen Siedlungen am Hügel von Toscanos, wo heute der Osbornstier thront, begann. Die Mündung des Río Vélez war zu dieser Zeit eine Bucht zwischen den Bergen Cerro del Peñón und Cerro del Mar, die als Ankerplatz für Schiffe und Boote diente. Von dieser Stelle aus bestanden über den Korridor Boquete de Zafarraya recht gute Verbindungen in das Hinterland Andalusiens.
Am Fuß des Berghangs bei Toscanos wurde ein Lager mit Keramikobjekten von Phöniziern, Griechen und Etruskern entdeckt. Diese Funde belegen die kommerzielle Aktivität von Toscanos, für die man eine Bevölkerung von etwa 1.500 Einwohnern errechnet hat, eine für jene Zeit bedeutende Zahl. Manche Historiker halten an der Theorie fest, bei dieser Siedlung könne es sich um das alte Mainake handeln, das von den Griechen gegründet worden war.
Keramikfragmente sind Zeugen des späten Neolithikums. Unmittelbar auf dem gewachsenen Fels sitzt ein vermutlich spätpunischer Mauersockel. Keramikfunde deuten auf das 2./1. Jh. v. Chr. Die zugehörigen Gebäude wurden wohl zur Zeit Cäsars abgerissen. Unmittelbar nach Abriss dieses spätrepublikanischen Baus wurden Mauerzüge mit leicht abweichender Orientierung angelegt. Es war eine Hausbebauung zu beiden Seiten einer kleinen, in Ost-West-Richtung ( parallel zur N 214) laufenden Straße.
Die aussagekräftige Schichtenkunde ist durch Tafelgeschirr julisch-claudischer Zeit bestens fassbar und belegt eine lebhafte Besiedlung in tiberisch/claudischer (14-54 n.Chr.) und neronischer Zeit (54-68 n. Chr.). In flavischer Zeit (68 - 96 n. Chr.) erlebte die kaiserzeitliche Besiedlung des Cerro del Mar einen letzten Höhepunkt. Dabei wurde die aus augusteischer Zeit stammende Bausubstanz nur marginal verändert. Das Ende der Besiedlung wird durch einige Keramikfunde aus nachflavischer Zeit und einer Terrakotta aus der hadrianischen Epoche bestimmt. Einige Forscher halten diese Funde für das bereits von A. Schulten gesuchte römische Maenoba.
Am nahegelegenen Cerro del Peñón sind Überreste eines Schmelzofens und Metallreste gefunden worden, welche die Existenz eines Industriegewerbes an dieser Stelle bestätigen. Etwas weiter nördlich wurde am Cerro de Alarcón ein rechteckiges Gebäude entdeckt, das sehr wohl eine Festung gewesen sein kann, während am Cerro del Mar über 30 Gräber aus dem 7. Jh. v. C. aufgetaucht sind. Nördlich von Toscanos befindet sich außerdem die Nekropolis „del Jardín“ mit über 100 Gräbern aus dem 6. bis 4. Jh. v. C.
Am Cerro del Mar, der vermutlichen Hafenstadt Maenoba, gegenüber von Toscanos gelegen, haben Untersuchungen die Existenz einer Industriefabrik für gepökelte Fischprodukte nachweisen können, in der das berühmte „garum“ hergestellt wurde, eine Fischsoße, die bei den Römern sehr beliebt und von den Phöniziern eingeführt worden war.
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