Trambahn
Eine endlose Geschichte:
Andalusien erste Straßenbahn - wegweisende Errungenschaft oder Flop?
Juli 2010: Der Fraktionsvorsitzende der Volkspartei, Francisco Delgado, hat in Vélez gestern gefordert, die Bedingungen zu wissen, zu denen die Stadt von der Andalusischen Landesregierung das Geld bekommt, um den dritten Zug der Straßenbahn zu bezahlen und die zweite Teilstrecke in Gang zu setzen. Der Stadtrat hat erinnert, dass er seit einem Monat die Auskunft erbittet. Aber Salomé Arroyo sagt nur in den Medien, dass ab September die letzte Teilstrecke bis ins Zentrum von Vélez in Betrieb sei.
Im Oktober kann ich aus eigener Anschauung sagen, ob ds stimmt:
Die zweite Ausbaustufe lief nicht, kein Geld kam aus Sevilla!
Chronik der Strassenbahn Málaga - Torre del Mar
Des Bürgermeisters liebstes Kind will nicht so wie er will!
Seit geraumer Zeit baut die Stadt Vélez Málaga an einer Straßenbahn zwischen Vélez und Torre. Im Geiste sieht Vélez Bürgermeister Souviron die Tram schon Vélez mit Málaga verbinden. Doch technische Probleme verhindern erneut den Start des Prestigeprojektes. Im Juli wurde die Inbetriebnahme wieder einmal auf September verschoben, die Bahn schafft die Steigung zwischen Nationalstrasse und der Avenida Juan Carlos nur mit Not und starken Geräuschen.
Sollte der neuerliche Termin eingehalten werden, war die erste Ankündigung -abgesehen von der Jahreszahl - richtig.
Das liebe Geld!
Nein, sie fuhr im September 2006 noch nicht, aber im Oktober war es dann soweit! Fünf Tage fuhren Veleños und Torreños kostenlos und wurden durch Flugblätter darüber aufgeklärt, das sie die Bahn keinen Heller koste, alles sei von der Landesregierung und der EU bezahlt worden. Doch dann mussten sie zahlen, in Tram und Bus 1,00 € pro Fahrt statt bisher 0,85 im Bus. Und sobald die Preise für Zeitkarten festgelegt sind, kostet die Einzelfahrt 1,30 € - eine Preissteigerung von mehr als 50 %. Mancher Bürger wird sich des Flugblattes erinnern: Alles zahlt das Land und die EU!
Das bittere Erwachen:
Die Betreibergesellschaft des kommunalen öffentlichen Personenverkehrs TRAVELSA stellt Nachforderungen von 47.134,00 € für die knapp drei Monate Betriebszeit der Straßenbahn.
Die Stadt zahlte in 2006 rund 60.000,00 € Zuschuss an die Gesellschaft, um den Fahrpreis von 1,30 € zu ermöglichen. Diese Summe ist auf einer jährlichen Mindestnutzerzahl (Busse und Tram) von 1.100.000 Personen kalkuliert. Fahren weniger, muss die Stadt erneut 1,42 € je fehlender Fahrt zahlen. Allein für die 74 Tage seit Inbetriebnahme der Tram sind das die genannten 47.134 €!
Für 2007 hat die Stadt Vélez Málaga 600.000 € Zuschuss für den öffentlichen Personenverkehr in den Haushalt eingestellt. Fahren die Veleños nicht häufiger Bahn und Bus, wird kräftig teurer.
Wie schrieb die Stadt auf die Flugblätter bei Inbetriebnahme der Straßenbahn: Alles zahlt das Land und die EU!
Inzwischen hat der Nachfolger von Bürgermeister Souviron bereits eine Nachfolgerin. Das Problem Strassenahn drückt die Stadt aber immer noch. Frau Maria Salomé Arroyo, die Bürgermeisterin, hat anlässlich der Inbetriebnahme des letzten Streckenabschnittes in der Stadt Vélez-Málaga an die Busbetreibergesellschaft Alsina-Graells appelliert, keine Kunden mit ihren Bussen zu befördern, die die Bahn benutzen könnten. Wettbewerbsbehinderung zu Lasten der Bevölkerung: Die Busfahrt mit Alsinba-Graells kostet 0,88 €, die Fahrt mit der Tram oder städtischem Bus satte 1,30 €!
Hilferuf der Bürgermeisterin
Salomé Arroyo, die sozialistische Bürgermeisterin von Vélez Málaga ruft um Hilfe. Sie fleht die eigenen Parteigenossen an, Vélez Málaga mit dem Prestigeobjekt Tram nicht alleine zu lassen. Erstmalig gibt damit ein Mitglied der PSOE von Vélez Málaga zu, das die Stadt sich mit der Bahn ein riesiges Problem eingebrockt hat.
Arroyo nutzt die Sitzung der ejecutiva provincial del PSOE, das höchste Parteiorgan zwischen den Parteitagen, um ihre Bitte um finanzielle Hilfe vorzutragen. Jetzt wurde sie erhört >>
Vélez leidet wie alle spanischen Kommunen unter der Baukrise. Baugenehmigungen, die nicht gegen eine Gebühr, sondern gegen eine teure “Lizenzgebühr” erteilt werden, tendieren gegen null. Sie bildeten die stärkste Einnahmequelle der kommunalen Haushalte. Die Sonderbelastung durch das hohe Defizit der Tram ist in der Situation nicht mehr tragbar. Die von der Stadt zu tragenden Verluste schuldet die Stadt noch der Betreibergesellschaft.
Die Tageszeitung Sur meldet am 3. August 2010: La consejería de Obras Públicas aportará tres millones de euros al Ayuntamiento para desbloquear el servicio en el próximo mes.
Das heisst auf deutsch: Das Land Andalusien zahlt der Stadt im nächsten Monat drei Millionen €, um den Betrieb der (neuen Strecke) Straßenbahn zu entsperren. Ist damit das Problem endgültig gelöst? Wir werden sehen!
2.1.2011: Bisher kam kein Euro von der andalusischen Regierung, die Gesamtschuld der Stradt der Betreibergesellschaft gegenüber dürfte 2 Mio € übersteigen, darin 880 TDM für den vertraglich vereinbarten Ausgleich der geringen Nutzerzahl.